Zum 80. Todestag von Dr. Lilli Jahn veranstaltete die Stadt Immenhausen am 19. Juni eine Gedenkveranstaltung.
Bürgermeister Lars Obermann begrüßte die rund 60 Teilnehmer und wies in seinen einleitenden Worten in Hinblick auf die Ergebnisse der Europawahl darauf hin, dass Demokraten nicht nachlassen dürften, sich viel entschiedener für die freiheitliche Gesellschaft einzusetzen und für ein tolerantes Europa zu kämpfen, um einen Rückfall in längst überwunden geglaubte Verhältnisse zu verhindern.
Stadtverordnetenvorsteher Carsten Siebert sagte: „Das Schicksal Lilli Jahns ist fest in unserer Stadtgeschichte verankert.” Gedenken an sie sei auch immer stellvertretend für alle weiteren Opfer des NS-Zeit. Siebert skizzierte den Leidensweg von Lilli Jahn von ihrer Vertreibung aus Immenhausen, der Verhaftung und Inhaftierung in Breitenaus bis zur Deportation nach Auschwitz und ihrem Tod am 19. Juni 1944.
Siebert sagte, in Immenhausen seien damals viele Fehler gemacht worden, die sich auch von nachfolgenden Generationen nicht korrigieren ließen. „Daher ist es unserer Aufgabe, und das ist das einzige, was wir für Lilli Jahn und die vielen anderen Opfer dieser Zeit noch tun können, immer wieder daran zu erinnernn, dass es nicht in Vergessenheit gerät und dafür zu sorgen, dass es nie wieder passiert”, appellierte Siebert. Auch Siebert nahm Bezug auf die Ergebnisse der Europawahl und nannte den Zuwachs bei einer rechtsgerichteten Partei „erschreckend”. Diese Ergebnisse sollten aufhorchen lassen.
Michaela Fleckenstein und Nadine Carrier-Obermann trugen in einer kurzen szenischen Lesung Briefe zwischen Lilli Jahn und ihren Kindern vor, die aus der Zeit stammen, zu der Lilli Jahn bereits inhaftiert war. Aus den Briefen ging vor allem ihre große Sorge um ihre Kinder hervor. Nadine Carrier-Obermann trug zudem das Grußwort von Dorothea Trescher vor, LilliJahns einziger noch lebender Tochter. Trescher schrieb, sie sei dankbar für die Dinge, die in Immenhausen für das Gedenken an ihre Mutter geleistet werden. Zugleich hielt sie nicht zurück, dass ihre Erinnerungen an die Stadt bitter seien. Lillis Kinder hätten nie ein Wort des Mitleids oder der Anteilnahme erfahren. „Umso wichtiger ist es heute, dass die Erinnerungen an die Verbrechen des Natonalsozialismus wachgehalten wird, nicht nur in Immenhausen, sondern überall in Deutschland und Europa”, so Trescher.
Siebert und Obermann legten zum Abschluss der Gedenkveranstaltung ein Gesteck gelber Rosen - Lilli Jahns Lieblingsblumen - am Gedenkbaum nieder.